Dieser erste Teil einer zweiteiligen Ausstellungsfolge war die bisher umfangreichste Ausstellung zum Alltagsleben, zur Geschichte und Kultur der jüdischen Displaced Persons nach dem Zweiten Weltkrieg in München. Sie legte das Augenmerk besonders auf deren individuelle Lebenswelten und fokussierte die wenigen übriggebliebenen Dinge. Die Szenografie reflektierte zudem die immanente und langsame Veränderung der Migranten, indem sie beide Ausstellungen aus denselben Materialien baute, diese aber zeitbezogen variierte. Dadurch wurden die beiden Wege von osteuropäischen Juden nach München, nach 1945 und nach 1990, plastisch erfahrbar.
Einmal der Überlebenden kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, einmal der russischsprachigen Juden nach dem Fall des Eisernen Vorhangs: Durchwandernde und Einwandernde. Zwei Ausstellungen, ein Stadtkörper in Veränderung, baulich und in der Wahrnehmung. Denn: Ein Migrationsprozess ändert nicht nur die Ankommenden, sondern immer auch den erreichten Ort, langsam und unwesentlich, aber nicht unmerklich. Die Szenografie reflektiert diese immanente und langsame Veränderung, indem sie beide Ausstellungen aus demselben Material, denselben Körpern baut und diese variiert. Sie überdenkt, analysiert und fragt: Was sind die Parallelen, was sind Unterschiede und wie inszeniert man sie en gros (Raum) und wie gestaltet man sie en detail (Exponatschild)? Wie ändert sich etwas durch räumliche Verschiebungen? Welche Medien kann man wie verwenden? So entstehen sechs szenografische Vergleichsaspekte:
Häuser
Das Haus ist eine unbehauste Hausreihung, die dekonstruierte Phantasie eines Habitats in Querschnitten, eine Andeutung. Die Reduktion lenkt den Blick auch auf den Zwischenraum und ermöglicht das Zeigen der Dinge ohne Innenraum. Die stille Reihung und die Form der Silhouette sind wiederum die Adaption des Displaced Person Camps Föhrenwald (1945-1957).
Weg
Der Weg als Zwangsweg in Form eines Labyrinths, hinter jeder Ecke ein neuer, unbekannter Abschnitt. Das rohe, graue MDF macht die Kargheit während dieser Zeit spürbar, die bedrängende Form der sich verjüngenden Raumabschnitte lässt den Betrachter den Aspekt der Unfreiwilligkeit des Aufenthaltes in München vergegenwärtigen.
Objekte
Die Dinge werden behutsam in Archivtaschen gesichert. Gezeigt werden nicht allein Objekte, sondern Geschichte(n) der Überlebenden.
Zeit
Standaufnahme einer Straße in Waldram. Davor Silhouetten und Häuserquerschnitte der damaligen Siedlung Föhrenwald. Der Film baut eine Brücke in unsere Zeit. Als räumliche Öffnung verbindet der Videoscreen den heutigen Ort mit der im Münchner Bewusstsein verloren gegangenen Siedlung Föhrenwald. Er hält sichtbare Verbindung zum Zwischenort jüdischer Migration nach 1945.
Text
Schmale Exponatschilder aus hellgrauem Papier, schwarz bedruckt und sorgfältig in Archivtaschen gesteckt, nehmen die unterschiedlichen Erläuterungsebenen zu den ausgestellten Objekten auf. Die „Bedeutung für den Besitzer“ ist eine zusätzliche – aber selbstverständliche – Kategorie des Archivschildes, neben den klassisch musealen wie Material, Größe, Herkunft, Titel.
Katalog
Der Ausstellungstitel ist als Label dem Cover hinzugefügt, auf die Cyanografie eines Gürtels aufgeklebt. Diese technisch schwierige Zeugenschaft, dieser fotografische Blaudruck zeigt wie aus weiter Ferne, mit verblassender Erinnerung, aus Tageslicht wieder ans Tageslicht hervorgeholt – es zeigt das Zurückholen der wenigen Dinge in die sichtbare Erinnerung; deshalb, das gelabelte Schlüsselobjekt: Der Gürtel.
Einmal der Überlebenden kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, einmal der russischsprachigen Juden nach dem Fall des Eisernen Vorhangs: Durchwandernde und Einwandernde. Zwei Ausstellungen, ein Stadtkörper in Veränderung, baulich und in der Wahrnehmung. Denn: Ein Migrationsprozess ändert nicht nur die Ankommenden, sondern immer auch den erreichten Ort, langsam und unwesentlich, aber nicht unmerklich. Die Szenografie reflektiert diese immanente und langsame Veränderung, indem sie beide Ausstellungen aus demselben Material, denselben Körpern baut und diese variiert. Sie überdenkt, analysiert und fragt: Was sind die Parallelen, was sind Unterschiede und wie inszeniert man sie en gros (Raum) und wie gestaltet man sie en detail (Exponatschild)? Wie ändert sich etwas durch räumliche Verschiebungen? Welche Medien kann man wie verwenden? So entstehen sechs szenografische Vergleichsaspekte:
Häuser
Das Haus ist eine unbehauste Hausreihung, die dekonstruierte Phantasie eines Habitats in Querschnitten, eine Andeutung. Die Reduktion lenkt den Blick auch auf den Zwischenraum und ermöglicht das Zeigen der Dinge ohne Innenraum. Die stille Reihung und die Form der Silhouette sind wiederum die Adaption des Displaced Person Camps Föhrenwald (1945-1957).
Weg
Der Weg als Zwangsweg in Form eines Labyrinths, hinter jeder Ecke ein neuer, unbekannter Abschnitt. Das rohe, graue MDF macht die Kargheit während dieser Zeit spürbar, die bedrängende Form der sich verjüngenden Raumabschnitte lässt den Betrachter den Aspekt der Unfreiwilligkeit des Aufenthaltes in München vergegenwärtigen.
Objekte
Die Dinge werden behutsam in Archivtaschen gesichert. Gezeigt werden nicht allein Objekte, sondern Geschichte(n) der Überlebenden.
Zeit
Standaufnahme einer Straße in Waldram. Davor Silhouetten und Häuserquerschnitte der damaligen Siedlung Föhrenwald. Der Film baut eine Brücke in unsere Zeit. Als räumliche Öffnung verbindet der Videoscreen den heutigen Ort mit der im Münchner Bewusstsein verloren gegangenen Siedlung Föhrenwald. Er hält sichtbare Verbindung zum Zwischenort jüdischer Migration nach 1945.
Text
Schmale Exponatschilder aus hellgrauem Papier, schwarz bedruckt und sorgfältig in Archivtaschen gesteckt, nehmen die unterschiedlichen Erläuterungsebenen zu den ausgestellten Objekten auf. Die „Bedeutung für den Besitzer“ ist eine zusätzliche – aber selbstverständliche – Kategorie des Archivschildes, neben den klassisch musealen wie Material, Größe, Herkunft, Titel.
Katalog
Der Ausstellungstitel ist als Label dem Cover hinzugefügt, auf die Cyanografie eines Gürtels aufgeklebt. Diese technisch schwierige Zeugenschaft, dieser fotografische Blaudruck zeigt wie aus weiter Ferne, mit verblassender Erinnerung, aus Tageslicht wieder ans Tageslicht hervorgeholt – es zeigt das Zurückholen der wenigen Dinge in die sichtbare Erinnerung; deshalb, das gelabelte Schlüsselobjekt: Der Gürtel.
Juden 45/90
Von da und dort -
Überlebende aus Osteuropa
Jüdisches Museum München
30.11.2011 - 17.06.2012
Kuratorinnen
Jutta Fleckenstein,
Tamar Lewinsky
Szenografie
chezweitz & roseapple,
Detlef Weitz und Rose Epple mit Britta Finaske, Hans Hagemeister, Olivier Kowald, Toto Winarni
Projektmanagement
Luisa Krüger
Leistung
Architektur LP 1-8,
Ausstellungsgrafik,
Medienarchitektur,
Außendarstellung,
Drucksachen,
Buchgestaltung
Fotos
Franz Kimmel
Von da und dort -
Überlebende aus Osteuropa
Jüdisches Museum München
30.11.2011 - 17.06.2012
Kuratorinnen
Jutta Fleckenstein,
Tamar Lewinsky
Szenografie
chezweitz & roseapple,
Detlef Weitz und Rose Epple mit Britta Finaske, Hans Hagemeister, Olivier Kowald, Toto Winarni
Projektmanagement
Luisa Krüger
Leistung
Architektur LP 1-8,
Ausstellungsgrafik,
Medienarchitektur,
Außendarstellung,
Drucksachen,
Buchgestaltung
Fotos
Franz Kimmel