Was ist Arbeit? Nicht zuletzt ist sie die sinnstiftende und vor allem auch sorgenvolle Tätigkeit jedes Einzelnen. Die Ausstellung rückte deshalb die individuelle Perspektive in den Vordergrund: Arbeit als Sorge um den Lebensunterhalt, als persönliche Befriedigung sowie ihr Produzieren von sozialer Anerkennung. Erstmals wurde in Dresden ein kulturwissenschaftlich geprägtes Ausstellungsformat erprobt, das weitgehend unabhängig von herkömmlichen Exponaten funktionierte. Raumgreifende, interaktive Medieninstallationen waren stattdessen das beherrschende Erzählmedium: Ein Experiment, das im intensiven, transdisziplinären Dialog von Kuratoren, Künstlern, Wissenschaftlern und Gestaltern seine ganz neue Form fand. In fünf aufeinanderfolgenden Themenräumen, jeder mit seiner spezifischen Medienarchitektur, Farbe und Rhythmik, wurden die Besucher mit heterogenen Aspekten dieses zentralen anthropologischen Phänomens konfrontiert. Der FREI-Raum thematisierte u.a. die Definition des Begriffs Arbeit. Die Besucher konnten im wechselnd erleuchteten „Haus“ durch kleine Bildapparate Tätigkeiten in Varianten der Arbeit oder als Freizeit erkunden: Backen! – Arbeit oder Freizeit? Im roten MASCHINEN-Raum standen die Kreisläufe des Wirtschaftens, des Geldes, des Handelns in einem medial inszenierten Fokus. Die Ware pulsierte über zwölf Monitore an vier Säulen hoch und runter. Das Geld wurde von einer Discokugel rundherum in den Raum projiziert. So stark der Raumeindruck zunächst war, immer wieder hatten die Besucher die Möglichkeit, auf vielen Sitzmöbeln sich den einzelnen Arbeiten intensiver zu widmen: Was ist der Tauschwert dieser Massenware, wie ist die Arbeitskraft jeweils enthalten: im Schuh, im Plastikkrug? Im hellen ÜBUNGS-Raum wurde Arbeit vor allem hinsichtlich ihres Lerncharakters in einer speziellen Laboratmosphäre untersucht. Wie in einer Sporthalle waren auf dem Boden vier verschiedene Linien markiert, über denen sich an feingliedrigen Aufhängungen das meist private Filmmaterial über das Erlernen von Arbeit reihte. Die Verwendung von Minibeamern in Zigarettenschachtelgröße ermöglichte eine Intimität des Betrachtens, die dem persönlichen Charakter der Filme entsprach. Im dunklen WERK-Raum wurden acht Berufe unter das filmische Mikroskop gelegt. Aus sechs Perspektiven gefilmt und auf wiederum sechs Screens projiziert, wurde hier untersucht, wie es ist Fernfahrer, Kassierer, Studentin oder Managerin zu sein. Wandhohe Projektionen und eine niedrige Decke ließen den Besucher mitten im Film stehen und die Sicht der Protagonisten einnehmen. Die einzelnen Räume wurden wiederum durch einen besonderen Erzählstrang miteinander verbunden, der sich durch die ganze Ausstellung zog. Dieses Statistikband zog sich über Wände und Decken und war teils statistische Grafik und teils Halter von vertiefenden Medieneinheiten. Eine Fülle von objektiven Hintergrundinformationen wurde mit subjektiven Stellungnahmen in Interviews kombiniert. Die Besucher konnten sich so einen vielschichtigen Begriff des Phänomens Arbeit erarbeiten.
In five consecutive themed rooms, each with its own specific media architecture, color, and rhythm, visitors were confronted with heterogeneous aspects of this central anthropological phenomenon.
The FREE room addressed, among other things, the definition of the concept of work. In the variably lit “house,” visitors could explore activities in variations of work or leisure through small image devices: Baking! – Work or Leisure?
In the red MACHINERY room, the cycles of economic activity, money, and trade were the focus of a media-enhanced focus. Merchandise pulsed up and down across twelve monitors mounted on four columns. A disco ball projected the money into the surrounding space. As impressive as the initial spatial impression was, visitors repeatedly had the opportunity to sit and take a closer look at the individual works: What is the exchange value of this mass-produced commodity? How is labor contained in each of these objects: in the shoe, in the plastic jug?
In the bright PRACTICE room, work was examined primarily with regard to its learning aspect in a special laboratory atmosphere. As in a gymnasium, four different lines were marked on the floor, above which, on delicately suspended supports, mostly private film footage of learning work was displayed. The use of mini-projectors the size of cigarette packs enabled an intimacy of viewing that reflected the personal nature of the films.
In the dark WORK room, eight professions were put under the cinematic microscope. Filmed from six perspectives and projected onto six screens, they explored what it’s like to be a truck driver, cashier, student, or manager. Wall-high projections and a low ceiling allowed viewers to stand in the middle of the film and take in the protagonists’ perspective.
The individual rooms were, in turn, connected by a special narrative thread that ran throughout the entire exhibition. This statistical strip ran across the walls and ceilings and was partly statistical graphics and partly a holder for in-depth media units. A wealth of objective background information was combined with subjective statements in interviews. Visitors were thus able to develop a multifaceted understanding of the phenomenon of work.
Arbeit. Sinn und Sorge
Deutsches Hygiene-Museum Dresden im Programm "Arbeit in Zukunft" der Kulturstiftung des Bundes
25.09.2009 - 11.07.2010
Kuratoren
Nicola Lepp,
Daniel Tyradellis,
Szenografie
chezweitz & roseapple,
Detlef Weitz und Rose Epple mit Hans Hagemeister, Heike Ehlers