chezweitz museal and urban scenography

Grashaus Europa – Ein europäisches Klassenzimmer

Grashaus Europa – Ein europäisches Klassenzimmer

Grashaus Aachen
since May 9, 2015
I am Europe Grashaus – Ein Europäis­ches Klassen­z­im­mer EU, EWG, EZB, EFRE, Euro­vi­sion, Cham­pi­onsleague, Herkules, Buchen­wald, Brüs­sel… Was ist dieses Europa? Was hat das alles eigentlich mit mir zu tun? Die Szenografie des europäis­chen Klassen­z­im­mers ist weniger die ein­er klas­sis­chen Ausstel­lung als ein Ange­bot und ein Instru­mentenkas­ten für die spielerische Erforschung dieses Kon­ti­nents und der großen Idee Europa durch Kinder und Jugendliche. Im Grashaus wurde ein Tag Europa didak­tisch-szenografisch durch­dacht. Die unter­schiedlichen Sta­tio­nen sind der Gegen­stand der Gestal­tung und Insze­nierung. Aus­gangspunkt dieser europäis­chen Tage­sexkur­sion ist das Haus. Es selb­st erzählt durch seine unter­schiedlichen Nutzun­gen vom Rathaus über Gefäng­nis bis zum Stadtarchiv schon eine kleine europäis­che Geschichte. Deshalb ist es als Bestand ern­stgenom­men wor­den, seine Architek­tur und alle seine Möbel sind in die Szenografie eingear­beit­et. Über dem Ein­gangstor, vor­mals Herrschafts­bere­ich des Adlers, hat sich nun auch der Wellen­sit­tich ein Ter­rain erobert. Am Tor selb­st melden sich in der fik­tiv­en Gegen­sprechan­lage vier ehe­ma­lige Bewohn­er des Haus­es und heißen die Besuch­er willkom­men. Im fol­gen­den Hof ste­ht dann ein selt­sam anmu­ten­des Objekt. Eine Bushal­testelle nach Europa? Mit aus­gek­lügel­tem Fahrplan geht es hier um 08:00 Uhr direkt nach Aachen, um 16:48 Uhr nach Mün­ster, um 18:15 Uhr nach Wien und um 19:16 Uhr nach Ypern. Im Trep­pen­haus eröffnet sich ein von dem Berlin­er Kün­stler Andree Volk­mann von Hand geze­ich­neter Kos­mos von ganz unter­schiedlichen Bildern, Fig­uren und Sym­bol­en: Wellen, Preiss­childer, Trä­nen, Umar­mende, Pass­bilder, Fußball­spie­lende, ein Arm Justi­tias etc. Ein zunächst ver­wirren­der Kos­mos, der aber die Weite und Vielfältigkeit von Europa wun­der­bar in ein Trep­pen­haus ver­sam­melt. Alle Sym­bole wer­den später in den Wis­sensvit­rine immer wieder zu find­en sein und klären sich durch den aktiv­en Nachvol­lzug mehr und mehr, so dass diese Leit­mo­tive sich nicht nur entschlüs­seln, son­dern auch die unter­schiedlichen Zugänge zum The­ma Europa wider­spiegeln. Dreh- und Angelpunkt des Tages ist das europäis­che Klassen­z­im­mer. Zen­trales Moment sind die Regale. Das Grashaus ist kein Muse­um und doch wird es nach und nach zu ein­er eigen­ständi­gen Samm­lung, ein­er Samm­lung der jun­gen Europäer. Die Idee: jed­er Schüler, jede Gruppe bringt ein Exponat, ein Stück, ein Etwas, was für sie irgend­wie Europa ist, sein kann, sein sollte. Ob ein Tick­et aus Paris, ein Sou­venir aus Dublin, ein Schal aus Sofia oder ein Bon­bon­pa­pi­er aus Liss­abon Die Exponate wer­den vor der Gruppe vorgestellt und disku­tiert – wieso, warum und was? Erzähl mal! Alle Exponate wer­den auch für die Nach­fol­gen­den vorgestellt. Je ein Video wird für das langsam wach­sende Wis­sensarchiv von den Jugendlichen erstellt. Das Wis­sensarchiv befind­et sich im Urkun­den­saal. Hier sind die orig­i­nalen gotis­chen Schränke in Hör-Nis­chen und die his­torischen Vit­ri­nen in medi­ale Ter­mi­nals umge­baut wor­den. In diesem Wis­sensarchiv sind nicht nur alle wichti­gen Infor­ma­tio­nen in den medi­alen Ter­mi­nals zu find­en, son­dern dienen als Werkzeug für die Bear­beitung der unter­schiedlichen Arbeits­bö­gen mit ihren vielfälti­gen Rechercheauf­gaben. Europa ist bekan­ntlich ein Kon­ti­nent, aber wie ver­hält sich das alles eigentlich geografisch? In der Kapelle wird nun mit Hil­fe von inter­ak­tiv­en Pul­ten in dieses geografis­che Europa und dessen Kar­tografie einge­führt. Eine von vier Pro­jek­toren illu­minierte Medi­enin­stal­la­tion bringt mit Hil­fe ein­er Ani­ma­tion des Kon­ti­nents die Kinder und Jugendliche auf die Idee, was alles hin­ter, auf und mit Karten steckt und möglich ist. In Einze­lar­beit mit den ani­mier­baren Karten kön­nen sie dann Europa u.a. sta­tis­tisch, mete­o­rol­o­gisch und nach Verkehr­swe­gen selb­st erkun­den und Karten erstellen. Die Szenografie entwick­elt sich ganz bewusst aus der Didak­tik. Ihre stil­prä­gen­den Ele­mente sind die Zeich­nun­gen von Andrée Volk­mann. Der strenge Far­b­code, der kon­servierende Respekt vor dem Haus und die Ein­beziehung von allem Vorge­fun­de­nen mit seinen his­torischen Spuren sind Leitlin­ie der Szenografie. Und doch kommt keine muse­ale Langeweile auf. Immer wieder wird die Phan­tasie der Kinder und Jugendlichen von ein­er über­bor­den­den Bilderzäh­llust und von Detailir­ri­ta­tio­nen, wie bei der Bushal­testelle oder dem Ein­führungs­film in der Kapelle, ani­miert. Es kommt also nicht nur zur kon­tem­pla­tiv­en son­dern zur aktiv­en Hal­tung in diesem beson­deren Klassen­z­im­mer. Sich ein ungestörtes Stünd­chen in den großen Schrank verkriechen oder auf der kleinen Bühne mit seinem“ Europa ver­brin­gen: Ob der eigen­willige Wellen­sit­tich oder das por­tugiesis­chem Bon­bon­pa­pi­er — viele Wege führen ins Grashaus, nach Aachen: Curi­ous steps to europe!

The start­ing point for this Euro­pean day trip is the build­ing itself. Through its var­i­ous uses, from town hall to prison to city archives, it tells a small Euro­pean sto­ry. There­fore, it has been tak­en seri­ous­ly as an exist­ing struc­ture; its archi­tec­ture and all its fur­ni­ture have been incor­po­rat­ed into the scenog­ra­phy. Above the entrance gate, for­mer­ly the domain of the eagle, the budgie has now also con­quered ter­ri­to­ry. At the gate itself, four for­mer res­i­dents of the build­ing answer the fic­tion­al inter­com and wel­come vis­i­tors. 
In the court­yard below stands a strange-look­ing object. A bus stop to Europe? With a sophis­ti­cat­ed timetable, there are bus­es depart­ing from here direct­ly to Aachen at 8:00 a.m., to Mün­ster at 4:48 p.m., to Vien­na at 6:15 p.m., and to Ypres at 7:16 p.m. 
The stair­well reveals a cos­mos of very dif­fer­ent images, fig­ures, and sym­bols, hand-drawn by Berlin artist Andree Volk­mann: waves, price tags, tears, hug­ging peo­ple, pass­port pho­tos, foot­ball play­ers, the arm of Jus­tice, etc. Ini­tial­ly a con­fus­ing cos­mos, but one that won­der­ful­ly con­dens­es the vast­ness and diver­si­ty of Europe into a sin­gle stair­well. All of the sym­bols will be found again and again in the knowl­edge dis­play cas­es lat­er on, and become increas­ing­ly clear through active reen­act­ment, so that these leit­mo­tifs not only become deci­pher­able but also reflect the dif­fer­ent approach­es to the top­ic of Europe. 

The focal point of the day is the Euro­pean class­room. The shelves are the cen­tral ele­ment. The Grashaus is not a muse­um, yet it grad­u­al­ly becomes a col­lec­tion in its own right, a col­lec­tion of young Euro­peans. The idea: each stu­dent, each group, brings an exhib­it, a piece, a some­thing that some­how rep­re­sents Europe for them, can rep­re­sent, or should rep­re­sent. Whether it’s a tick­et from Paris, a sou­venir from Dublin, a scarf from Sofia, or a can­dy wrap­per from Lis­bon, the exhibits are pre­sent­ed to the group and dis­cussed – how, what, and what? Tell us! All exhibits are also pre­sent­ed to the fol­low­ing group. The young peo­ple cre­ate a video for each group for the slow­ly grow­ing knowl­edge archive. 
The knowl­edge archive is locat­ed in the Doc­u­ment Hall. Here, the orig­i­nal Goth­ic cab­i­nets have been con­vert­ed into lis­ten­ing nich­es, and the his­tor­i­cal dis­play cas­es have been con­vert­ed into media ter­mi­nals. In this knowl­edge archive, not only can all impor­tant infor­ma­tion be found in the media ter­mi­nals, but it also serves as a tool for work­ing on the var­i­ous work­sheets with their diverse research tasks. 
Europe is known to be a con­ti­nent, but how does it all relate to geog­ra­phy? In the chapel, inter­ac­tive pan­els are used to intro­duce chil­dren and young peo­ple to this geo­graph­i­cal Europe and its car­tog­ra­phy. A media instal­la­tion illu­mi­nat­ed by four pro­jec­tors uses an ani­ma­tion of the con­ti­nent to give them an idea of​what’s behind, on, and pos­si­ble with maps. Work­ing indi­vid­u­al­ly with the ani­mat­ed maps, they can then explore Europe sta­tis­ti­cal­ly, mete­o­ro­log­i­cal­ly, and by trans­port routes, and cre­ate maps themselves.

The scenog­ra­phy is con­scious­ly devel­oped from didac­tic prin­ci­ples. Its styl­is­tic ele­ments are the draw­ings by Andree Volk­mann. The strict col­or code, the con­ser­v­a­tive respect for the build­ing, and the inclu­sion of every­thing found there with its his­tor­i­cal traces are the guid­ing prin­ci­ples of the scenog­ra­phy. Yet, muse­um-like bore­dom nev­er sets in. Time and again, the chil­dren’s and young peo­ple’s imag­i­na­tions are stim­u­lat­ed by an exu­ber­ant desire for nar­ra­tive images and by irri­tat­ing details, such as the bus stop or the intro­duc­to­ry film in the chapel. Thus, this spe­cial class­room fos­ters not only a con­tem­pla­tive but also an active atti­tude. Whether you want to hide away in the large cup­board for an undis­turbed hour or spend it on the small stage with your” Europe: whether it’s the stub­born budgie or the Por­tuguese can­dy wrap­per — many roads lead to the Grashaus, to Aachen: Curi­ous steps to Europe!

Grashaus Europa

Ein europäisches Klassenzimmer Grashaus Aachen ab 09.05.2015

Szenografie

chezweitz GmbH, Dr. Sonja Beeck und Detlef Weitz mit Julia Volkmar (Art Direktion), Anette Hentrich, Laura Stolte, Gabriel Tecklenburg (Interface Design), Toto Binantoro Winarni (Architektur)

Kuratierung

Andreas Düspohl

Illustrationen und Treppenhauszeichnungen

Andree Volkmann

Filminstallation

Stefan Hurtig, Jürgen Willinghöfer, Gabriel Tecklenburg, Julia Volkmar, Julia Krause

Projektleitung

Ines Linder

Projektkoordination

Luisa Krüger, Tanja Wehking

Medienprogrammierung

Andreas Brendle, 17k

Kartenanwendungen

Esri Deutschland GmbH

Bau- Grafikumsetzung

Winkels, Messe- und Ausstellungsbau GmbH

Medientechnik

235 Media