chezweitz museale und urbane Szenografie

Jüdische
Beziehungsgeschichte(n)

Jüdische Beziehungsgeschichte(n)

- Neue Dauerausstellung im Museum zur Geschichte von Christen und Juden

Museum zur Geschichte von Christen und Juden, Schloss Großlaupheim
Seit dem 25. Januar 2024

Am Anfang sind Fäden! Sie ziehen sich durch diese Ausstel­lung, ver­weben sich zu Bän­dern und Stof­fen, ribbeln auf, reißen schließlich und wer­den aber auch wieder aufgenom­men. Die deutsch-jüdis­che Geschichte der Stadt Laupheim wird in der neuen Dauer­ausstel­lung im Schloss ober­halb der Stadt als eine beson­dere Beziehungs­geschichte in ungewöhn­lich stof­flich-mate­ri­alen Meta­phern mit ungewöhn­lichen tex­tilen Tech­niken erzählt. Wir haben eine im wahrsten Sinne des Wortes umfan­gre­ich ver­wobene und bestick­te Szenografie geschaf­fen, die vor allem die Innen­räume des Schloss­es weit­er­hin als Ort der weitre­ichen­den Beziehungs­geschichte und der Architek­tur in ihrer ganzen Schön­heit erleb­bar macht.

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Die leicht­en, durch­scheinen­den Stoffe, die lan­gen, far­ben­fro­hen Bän­der gle­ich zu Beginn und die wun­der­barsten Stick­ereien lassen aufmerken: Ein großes überzeitlich­es Grup­pen­bild, eine wahrlich bunte Col­lage von zeit­genös­sis­chen wie his­torischen Bürger*innen der Stadt, empfängt die Besucher*innen. Die ungewöhn­lichen Nagelschnürschilder, die sich immer wieder in die tex­tilen Flächen und Wände ver­weben, leit­en die Besuchen­den sodann durch die unter­schiedlichen The­men­feldern. Die tex­tilen Wände sind dabei sowohl Dis­play für die unter­schiedlich­sten Exponate als auch selb­st sprechend“, in dem sie den Gang der Geschicht­en durch Far­bigkeit und Stof­fqual­itäten verkör­pern. Beson­ders zum Ende hin verblassen die Far­ben im Gewebe – die anti­semi­tis­chen Vor­fälle und deren symp­to­ma­tis­chen Beschädi­gun­gen hin­ter­lassen ihre Spuren. Sie wer­den schwarzweiß­grau, bis sie ganz enden.

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Mit dem Brand der Syn­a­goge, durch dessen Bild die Besuchen­den zwangsläu­fig gehen müssen, ändert sich die Szenografie radikal: Dahin­ter sind nur noch verkohlte Reste des jüdis­chen Ver­samm­lung­shaus­es, das Band der Sol­i­dar­ität – die Beziehungs­geschichte ist endgültig abgeris­sen. Das wird in der fotografis­chen Pro­jek­tin­stal­la­tion deut­lich, auf der in zeit­genös­sis­chen Grup­pen­bildern die jüdis­chen Bürg­er ver­schwinden“ und eine bedrück­ende Leere entste­ht. Diese Leere wird im fol­gen­den Raum, dem weißen, unendlich wirk­enden, run­den Archiv auf die visuelle wie tak­tile Spitze getrieben. Erst durch das aktive Öff­nen ver­schieden­er Türen zeigen sich die Exponate des Raubes in Laupheim, der Arisierung, der Vertrei­bung und Vernichtung.

Durch einen langge­zo­ge­nen, wiederum leeren und nur von pro­jizierten Zitat­en aus Schriftwech­seln und Reden der Jahre 1948 – 1988 erfüll­ten ersten Nachkriegsraum, der die Wort­losigkeit und Abwiegelungsstrate­gien der Behör­den und eine erstaunliche Wieder­an­näherung in den 1980er Jahren beschreibt, gelan­gen die Besucher*innen schließlich in den let­zten, wohl auch Schlüs­sel­raum der neueren Beziehungs­geschichte“ Laupheims. In diesem Teil des Schloss­es standen vor­mals die schw­eren Kessel der zuge­höri­gen Brauerei. Die nun freigelegte Beton­ras­ter­decke weist auf diesen funk­tionalen Hin­ter­grund hin und ist zugle­ich die Kulisse“ für eine ganz eigene Insze­nierung von sog. Objek­tzeu­gen: Exponate jüdis­chen Lebens, die auf meist ungewöhn­lichem Wege zurück nach Laupheim gekom­men sind. Diese nicht auf Sock­el, son­dern in der Schwebe an Stahl­seilen von der Decke bis zum Boden mon­tiert zu hal­ten, zeigt deren immer noch volatile, noch nicht ver­söh­nende Existenz.

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Szenografie
chezweitz GmbH, museale und urbane Szenografie, Berlin
Dr. Sonja Beeck, Detlef Daiber-Weitz
Barbara Weinberger, Jan Stauf, Sara Omassi, Claudia Besuch, Luiz Dominguez, Danielle Gringmuth, Julia Neller, Darius Samek, Lars Weitemeier
Ausstellungsarchitektur
Barbara Weinberger, Jan Stauf, Sara Omassi
Ausstellungsgrafik
Claudia Besuch, Luiz Dominguez, Danielle Gringmuth, Julia Neller, Darius Samek
Wissenschaftliche Mitarbeit
Lars Weitemeier
Direktorin des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg
Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger
Direktor Schloss Großlaupheim
Dr. Michael Niemetz
Ausstellungsleitung, Konzept, Ausstellungstexte
Dr. Cornelia Hecht-Zeiler
Textil-Installation
Mona Kuschel mit Team I couture real, Berlin
Stick-Installation Intro
Andree Volkmann, Berlin
Wortregie Hörstationen
Carsten Golbeck, Berlin
Ausstellungsbeleuchtung
Envue Homburg Licht GmbH, Berlin
Ausstellungsbau
Schreinerei Langner, Sondershausen
Grafikproduktion
Eicher Werkstätten GmbH, Kernen im Remstal
Textildruck
Big Image Systems GmbH, Potsdam
Fotos
Daniel Stauch
Matthias Hamann/chezweitz