chezweitz museale und urbane Szenografie

In 80 Dingen um die Welt

In 80 Dingen um die Welt –
Der Jules Verne Code

Der Jules Verne Code

Museum für Kommunikation, Berlin
26.9.2014 – 22.2.2015

Die Erde ist klein­er gewor­den, weil wir sie heute zehn Mal schneller umrun­den kön­nen als noch vor 100 Jahren”, schrieb Jules Verne in seinem Best­seller In 80 Tagen um die Welt“. Der franzö­sis­che Schrift­steller teilte eine im aus­ge­hen­den 19. Jahrhun­dert weit ver­bre­it­ete Welt­sicht. Damals ließen Eisen­bah­nen, Post­dampfer und Telegrafen die Welt ras­ant zusam­men­schrumpfen und legten den Grund­stein für unsere heutige schnelle Datenwelt.

Die Szenografie der Ausstel­lung lässt den Plot des Romans spielerisch und assozia­tiv aufleben – vom Aus­gangspunkt des Salons im Lon­don­er Reform Club“ über zahlre­iche Sta­tio­nen rund um die Welt bis zur Rück­kehr in unsere Gegen­wart, dem dig­i­tal­en Zeital­ter der weltweit­en Ver­net­zung im 21. Jahrhun­dert. Das Entrée der Ausstel­lung bildet der Salon, ein Her­ren­z­im­mer“ nach dem Vor­bild des Lon­don­er Reform Club“, in dem sich die Geschichte von Fog­gs Wet­t­lauf um die Welt entzün­det. Der Salon lässt den gesellschaftlichen Hor­i­zont um 1872 auf­scheinen: Die Lek­türe von Zeitun­gen, frühen Illus­tri­erten und Bericht­en von Wel­treisenden ließen die Clubgänger teil­haben an der glob­alen Erschließung der Welt. Das Zen­trum des Salons bilden die stil­isierten Schreibtis­che der bei­den Pro­tag­o­nis­ten Hein­rich von Stephan und Jules Verne. Neben ver­schiede­nen anderen Exponat­en lässt der orig­i­nale Globus Jules Vernes mit ein­er vom Autor hand­schriftlich markierten Reis­eroute den Geist der Zeit aufleben. 

Im zweit­en Teil der Ausstel­lung flanieren die Besuch­er auf den Spuren Phileas Fog­gs in acht Etap­pen und vor­bei an 80 Din­gen um die Welt“. Der Rundgang als Erkun­dung des glob­alen 19. Jahrhun­derts führt von Lon­don über Paris, Suez, Bom­bay, Hongkong, Yoko­hama und San Fran­cis­co bis nach New York und von dort zurück zum Aus­gangs- punkt. Jede Sta­tion des Romans wird mit Objek­ten der Muse­umssamm­lung und wichti­gen The­men der Zeit ver­flocht­en. Ein kurz­er Abstech­er führt nach Deutsch- Ostafri­ka“ und damit in die deutsche Kolo­nialgeschichte und die Ver­strick­ung der Reich­spost. Flankiert wird die Reise von einem überdi­men­sion­alen Fes­sel­bal­lon, der sich gle­ich­sam start­bere­it in den Ausstel­lungsraum schiebt. Als feste Größe in der Vorstel­lungswelt des Verne ́schen Best­sellers dient er im wahrsten Sinne als Pro­jek­tions­fläche, auf der aus­gewählte Dinge und Orte ihre Schat­ten wer­fen, sich verselb­ständi­gen, ver­schränken und in tanzen­den Chimären auflösen. 

Die vielfälti­gen neuen Net­ze, die sich um 1872 über den Globus legten, verän­derten das Bild von der Welt und deren Wahrnehmung. Seit der Wel­tum­run­dung Phileas Fog­gs sind diese ins Ufer­lose gewach­sen. Vom Inter­net des Vik­to­ri­an­is­chen Zeital­ters“, dem sein­erzeit bahn­brechen­den wel­tumspan­nen­den Telegrafen­verkehr, geht es daher zurück in die Zukun­ft“ der glob­alen Ver­net­zung unser­er Zeit, vom Lon­don­er Salon des 19. Jahrhun­derts in die Cyber­lounge. Hier ste­ht die Frage nach den Kon­ti­nu­itäten der Wel­tum­run­dungs­fasz­i­na­tion, nach glob­aler Ver­net­zung und For­men der Wel­ter­fahrung in der heuti­gen Zeit im Mit­telpunkt. Wie schnell umrun­den heute Men­schen, Waren und Infor­ma­tio­nen den Globus? Wie dicht sind die Net­ze von Verkehr und Kom­mu­nika­tion – gibt es eigentlich noch blinde Fleck­en? Und wie ler­nen wir die Welt über­haupt ken­nen? Als Arm­chair- oder Real-Life-Trav­eller? Mit dem Fin­ger auf der Land­karte? Mit der Fernbe­di­enung in der Hand? In 80 Klicks um die Welt?

Welche Möglichkeit­en sich dem Wel­treisenden von heute eröff­nen, führt eine Auswahl mod­ern­er Geoin­for­ma­tion­san­wen­dun­gen vor Augen. Der in Koop­er­a­tion mit Esri Deutsch­land ent­standene Ausstel­lungs­bere­ich lädt unter anderem dazu ein, eine dig­i­tale Weltkarte inter­ak­tiv mit Hil­fe von Gesten zu erkun­den oder im Urban Obser­va­to­ry inter­na­tionale Großstädte im Wan­del der Zeit unter die Lupe zu nehmen.

In 80 Dingen um die Welt - Der Jules Verne Code 

Museum für Kommunikation, Berlin 
26.09.2014 – 22.02.2015 
Museum für Kommunikation, Frankfurt 
26.03.2015 – 30.08.2015

Szenografie

chezweitz GmbH, Dr. Sonja Beeck und Detlef Weitz mit Franziska Paul (Architektur) und Johannes Bögle (Grafik)

Kuratoren

Dr. Joachim Baur
Die Exponauten. Ausstellungen et cetera, Berlin 
Dr. Manuel Gogos, 
Agentur für Geistige Gastarbeit, Bonn

Projektkoordination

Luisa Krüger und Tanja Wehking

Projektleitung

Dr. Oliver Götze

Wissenschaftliche Mitarbeit

Daniel Ebert und Conrad Mücke

Ausstellungsorganisation

Daniel Ebert, Veit Lemmrich, Conrad Mücke und Katharina Schillinger

Ausstellungsbau

D4 Projekt GmbH, Berlin
kubix GmbhH Berlin

Ausstellungsgrafik

Johannes Bögle und Katrin Lieber

Grafikproduktion

Druckservice Schellenberg GmbH

Audioproduktion

David Ford, Berlin

Geoinformationssystem

Esri Deutschland GmbH