Museum Schnütgen IM FOKUS.
Museum Schnütgen IM FOKUS.
Die Kölner Rathauspropheten. Skulptur um 1400 für Bürgerschaft und Kirche
Einstmals mahnten die acht Rathauspropheten die Bürgervertreter der Stadt Köln zu Verantwortung, standen mit ihren Spruchbändern als weise Ratgeber auf dem Weg in den Kölner Ratssaal. Weil sie also historisch schon frei standen, sollten die Propheten nun auch im Kölner Museum Schnütgen freistehend und nicht als Gruppe auf einem Sockel präsentiert werden. Deshalb wurde ein Sockel entwickelt, der nicht zu groß und vor allem nicht zu breit sei durfte und doch diese eindrücklichen Holzfiguren zum einen sicher und ihnen zum anderen einen standfesten Auftritt gibt. Zunächst wurden die Materialien in der ehemaligen Kirche analysiert: der Boden Basalt, die Wände von Sandstein und Putz. Die Basaltplatten wurden als Vorlage genommen für ein anderes, zeitgemäßes Material, das strukturlose MDF, welches in der Farbanmutung den Bodenplatten angeglichen wurde.
Durch das leicht versetzte Stapeln des Platten hat nun der Sockel die nötige Schwere bekommen und erhielt Kippsicherheit. Die Figuren wiederum erhielten durch diese Schichtung einen selbstbewussten Stand. Die Propheten drücken mit ihrer Präsenz die Platten visuell regelrecht zusammen. Das ist ein Ergebnis der Fugen, die sich durch die leicht variierte Stapelung ergeben. Dadurch entsteht nicht ein homogenes Volumen, welches gegen die Figur arbeitet, sondern die Sockel unterstützen die Figuren in ihrer inneren Bewegung.
Das Ergebnis ist, dass die Figuren merkliche Kraft ausüben auf das, worauf sie stehen und doch nicht in ihrer beweglichen Plastizität behindert werden. In dieses Schichtensystem wurde auch die Grafik integriert. Die Texte wurden auf einer weiteren vorstehenden (Acryl)Schicht gedruckt. So entstanden Sockel, an denen kein Label klebt, sondern die Label integrierender Bestandteil sind. Auch alle Sondermodule — wie ein Prospektständer, Hocker und ein Stehpult — wurden adaptierend in dieser Schichtung gestaltet. Als Gegenüber der Figuren wurde in einer vorhandenen Mauernische visuell ein Portal eingebracht, um die drei Skulpturen aus dem Portal, die ebenso auf den Sockeln präsentiert wurden, durch weiße Auslassungsflächen am Portal zu verorten.
Die Rathauspropheten stehen im Museum Schnütgen auf einem erhöhten Portal, so dass sie trotz Balustrade auch aus dem tieferliegenden Kirchenschiff zu sehen sind. Von dort wirken die Propheten wie freischwebende Figuren, die den Altarrraum in eindrücklicher Choreographie mit ihrem Reigen beherrschen.
Museum Schnütgen
IM FOKUS
Die Kölner Rathauspropheten. Kultur um 1400 für Bürgerschaft und Kirche
Museum Schnütgen, Köln
19.09.2012-07.04.2013
Kuratoren
Iris Metje, Dr. Max Plassmann
Szenografie
chezweitz & partner, Detlef Weitz mit Harald Niessner, Toto Winarni, Sabine Wirth
Projektmanagement
Luisa Krüger
Leistung
Architekur LP 1-8, Ausstellungsgrafik, Außendarstellung, Drucksachen
Fotos
Volker Kreidler