chezweitz museale und urbane Szenografie

Lee Lozano

Lee Lozano

Moderna Museet, Stockholm

Lee Lozano — ist die leg­endäre Unbekan­nte“- schuf ihr anspruchsvolles und idiosynkratis­ches Oeu­vre in nur 10 Jahren verzweifel­ter kün­st­lerisch­er Exper­i­mente im pulsieren­den Kon­text der New York­er Kun­st­szene der 1960er Jahre, bevor sie bewusst ausstieg” und als pure Energie“ in obskuren Ver­hält­nis­sen lebte. Die Kura­torin Iris Müller-West­er­mann begab sich auf eine vier­jährige Ein-Frau-Mis­sion, um Lozanos weit­ge­hend unbekan­ntes Oeu­vre in das Mod­er­na Museet in Stock­holm zu brin­gen. Mit dem Auf­trag, die bahn­brechende Analyse der Kura­torin zum Werde­gang der Kün­st­lerin in einen ener­getis­chen Raum zu über­set­zen, schuf chezweitz ein urbanes Labyrinth aus Phal­li, Gewalt und Wil­len­skraft. Die umfassende Ret­ro­spek­tive lief vom 13. Feb­ru­ar bis zum 25. April 2010.- 

Die Ausstel­lung ver­sucht, die innere Logik aufzuzeigen, der die Kün­st­lerin in den ver­schiede­nen Phasen ihres kün­st­lerischen Wach­s­tums fol­gte. Sie begin­nt mit weit­ge­hend unbekan­nten frühen Zeich­nun­gen um 1960 und kul­miniert im drop out piece”, ihrem berühmten Ausstieg aus der Kunst­welt, im Jahr 1971. Die Architek­tur spiegelt diese Idee der Unauswe­ich­lichkeit, des kom­pro­miss­losen Ver­fol­gens eines inneren Weges wider, indem sie den Raum in ein Labyrinth ver­wan­delt. Der Besuch­er beg­ibt sich auf einen vordefinierten Weg zu einem unbekan­nten Ziel. 

Eine Vielzahl von urba­nen Grautö­nen, in denen die labyrinthis­chen Wände gestrichen waren, bildet den Hin­ter­grund für 195 Arbeit­en. In einem 90-Grad-Winkel unter der Mit­telachse jedes Bildes ragen die Beschrif­tun­gen in eigens ange­fer­tigten Plex­i­glashal­tern her­vor. Als geniale Abwand­lung des klas­sis­chen Gemäldeetiketts sind sie aus bei­den Rich­tun­gen les­bar, stören aber nicht, wenn man direkt vor dem Bild ste­ht. 
Eine sorgfältige Kom­po­si­tion aus hellen und dun­klen Wän­den struk­turi­ert die ver­schiede­nen Werk­grup­pen und führt den/​die Besucher*in direkt in das kristallin weiße Herz des Labyrinths. Es ist leer, bis auf die Aus­sagen von Lee Lozano selb­st. Aus ihren Notizbüch­ern ent­nom­men und ver­größert, um alle vier Wände dieses konzen­tri­erten Raumes zu füllen, besagen sie: IDEAS ARE THE MOST POW­ER­FUL THING IN THE WORLD”.

Das Zen­trum ist das Gehirn und der Wen­depunkt der Ausstel­lung, es nimmt die bevorste­hende Verän­derung in Lozanos Arbeit vor­weg, die nun mehr und mehr konzep­tionell, kalkuliert und ideen­basiert wird. Wenn man um die Ecke biegt, ziehen sich die labyrinthis­chen Wände zurück, um weite graue Kor­ri­dore für die riesi­gen Werkzeuggemälde zu schaf­fen, die sich dann zu einem schmalen Kor­ri­dor für die Ausstel­lung der Dialogstücke schließen — konzeptuelle Textstücke, die direkt zum Aus­gang zu führen scheinen, dem drop out piece”. Aber es gibt noch einen Umweg, einen bre­it­en Kor­ri­dor, der die desil­lu­sion­is­tis­chen Lochbilder zeigt und dahin­ter den schwarzen Kon­tra­punkt zum weißen Zen­trum: die gefeierten Wellen­bilder, ein­er der Höhep­unk­te der Ausstel­lung. Diese hochgr­a­dig konzep­tionellen und kalkulierten, aber den­noch über­raschend sinnlichen Arbeit­en hän­gen an mit schwarzem Molton über­zo­ge­nen Wän­den, die alles andere Licht auf­saugen. So kön­nen sie, unge­hin­dert von Spiegelun­gen oder Rah­men, ihre Energie frei ausstrahlen.

Lee Lozano

Moderna Museet, Stockholm

13.02.-25.04.2010

Kuratorin

Iris Müller-Westermann

Kuratorische Assistenz

Jo Widoff

Szenografie

chezweitz & roseapple, Detlef Weitz und Rose Epple mit Hans Hagemeister, Isabel Prugger

Leistung

Architektur LP 1-8, Ausstellungsgrafik

Fotos

Albin Dahlström Henrik Strömberg