Tierisch beste Freunde

Tierisch beste Freunde. Über Haustiere und ihre Menschen
Über Haustiere und ihre Menschen
Hund oder Katze? Fisch oder Vogel? Oder doch lieber Spinne oder Echse? All diese Tiere sind, mehr oder weniger domestiziert, beliebte Haustiere der Menschen. Das Verhältnis von Tier und Mensch ist nicht nur nicht einseitig, sondern schon außerordentlich lang und intensiv. Die Ausstellung versucht die evolutionären, soziologischen und kulturellen Entwicklungen dieser besonderen Mensch-Tier-Beziehung in einer facettenreichen Erzählung und durch viele künstlerische Positionen zu erforschen.
Die große Herausforderung liegt darin, klassische Tierpräparate, Dinge des Alltags und moderne Kunstgattungen kuratorisch und inszenatorisch so zu vereinen, dass ein emotionales, interaktives und sinngebendes Erlebnis daraus wird.
Raum 1
Unsere Ausstellungsszenografie übersetzt diese besondere Freundschaft in drei große Themenräumen mit drei verschiedenen Gestaltungsansätzen. Spektakulär stehen sich Topoi aus Wildnis und Haus gegenüber. Es wächst aus einem überdimensionalen Teppich mit Tierspuren ein gigantischer Felsen – ein Lebensraum-Synonym. Er ist Symbol für die Terrarien und Käfige, in denen wir unsere Haustiere halten und zudem ein Zeichen für deren Ursprungsort, sozusagen die Wildnis, aus der die Haustiere entstammen.
Während man sich durch den Ausstellungsraum bewegt, was die panoramaartig angebrachten Ausstellungstexte und Exponate an den Wänden, die den Felsen umgebenden, befördern, präsentieren sich viele verschiedene Symbole, die zuvor in der künstlerischen Installation im Verborgenen lagen.
Raum 2
Tiersilhouetten in Positiv- und Negativformen begleiten den Besuchenden durch den nächsten Raum durch einen emotionalen Parcours, der die menschliche Auffassung vom Tier über den Menschen widerspiegelt. Die großen Silhouettenwände gliedern den Raum, klammern die heterogenen Exponate und bilden kleinere Kabinette. Durch die starke Farbdramaturgie wird der Besuchende in die Tiefe gezogen. Die leuchtenden Farben, das Rot, Blau, Violett erzeugen ein Flirren und signalisieren Lebendigkeit, Freude, starke Emotionalität, aber auch Unterschiedlichkeit und Veränderung. Künstlerisch erzeugt der Raum somit ein emotionales Überlagerungsspiel.
Raum 3
Als Schlusspunkt der große Perspektivwechsel: Das Aquarium, der Käfig und die Wohnung aus Sicht der Tiere! Der Besuchende wird aufgrund von überproportionierten Käfigen mittig des Raumes auf Tiergröße skaliert. Man steht in einem fotorealistischen Vogelkäfig und erlebt seine Umwelt wie ein Wellensittich. Man betritt ein Aquarium, blickt durch eine Virtual-Reality-Brille und sieht, wie ein Fisch seine Umgebung wahrnimmt, während die Besuchenden außerhalb des Käfigs an das Aquarienglas klopfen. Ein weiterer Raum beschreibt Menschen, die gleichberechtigt mit Hasen leben und ihre Wohnung den Bedürfnissen ihres Tieres angepasst haben. Es geht nicht immer nur schön, süß und kuschelig zu, sondern oft auch wenig artgerecht, öde und brutal. Es geht um ethische Fragen: Dürfen wir und können wir eigentlich Tiere halten? Welche Rechte haben Tiere? Wie gleichberechtigt sind sie denn eigentlich? Das Zurücktreten der Szenografie verstärkt eine größtmögliche Interaktion zwischen den Besuchern hin zu einem partizipativen Prozess. Die Menschen in den Käfigen werden beobachtet, beobachten sich gegenseitig, beobachten die anderen Besucher und reflektieren darüber ihre Haltung zu klassischen Rollenbildern – Mensch als Besitzer und Haustier als Eigentum. Es geht nicht immer nur schön, süß und kuschelig zu, sondern oft auch wenig artgerecht, öde und brutal.
Raum 4
Mit klassischen Rollenbildern – Mensch als Besitzer und Haustier als Eigentum – wird im letzten Raum radikal gebrochen, da der Besuchende einem ständigen Perspektivwechsel unterworfen wird. Zeitgenössische Kunstwerke rahmen das Käfig-Exponat und bieten Freiraum, das Erlebte über künstlerische Werke zu reflektieren.
Die Ausstellung wendet sich an alle Altersgruppen, hat aber zusätzlich eine parallel verlaufende, aktiv gestaltete Kinderspur, die betreut und mit einem extra Booklet begleitet wird. Die Kinder lernen dabei etwas über die Eigenschaften, Bedürfnisse und die Haltung von Tieren, wobei sie Entscheidungen, die sie über Fragezettel zu treffen haben, immer wieder überprüfen müssen.
Es gibt zahlreiche Stationen – multisensorisch, medial, aktiv und interaktiv (AR- und VR-Anwendungen) –, die alle Besuchenden ansprechen sollen. Partizipative Prozesse sind erfolgreich in die Erarbeitung des Ausstellungskonzeptes eingeflossen, in dem das Simulieren und Nachvollziehen von Forschungsaspekten und wissenschaftlichen Studien zu einem wichtigen pädagogischen Thema gemacht wurde. Auch der Perspektivwechsel Haustier – Mensch ist ein transformativer Bildungsansatz. Erreicht wurde dabei eine große, multiperspektivisch angelegte Abwechslung zwischen Medieneinheiten, Kunstwerken, wissenschaftlichen Exponaten.
chezweitz GmbH, museale und urbane Szenografie, Berlin Sonja Beeck, Detlef Weitz,
Ines Linder mit Britta Biehn, Samuel Perea Diaz
chezweitz GmbH, Johannes Bögle mit Edgar Kandratian, Marco Pelz, Sandra Weber
Klaus Vogel
Gisela Staupe
Viktoria Krason, Christoph Willmitzer (DHMD)
Detlef Weitz, Karl Frederik Scholz
Philipp Bürger (DHMD)
Büchner Möbel GmbH, Reichenbach ADUNIC Deutschland GmbH, Berlin Malerfachbetrieb Jämlich, Gornau Glück Raumausstattung, Dresden Werkstätten des deutschen Hygiene-Museums Dresden
Veit Pätzug, Gabriele Radde (DHMD), Pigmentpol Sachsen GmbH
Kay Jansen, Matthias Wächter, Paul Göschel
Schnellebuntebilder & kling klang klong
David Brandt,
chezweitz