chezweitz museale und urbane Szenografie

Tierisch beste Freunde

Tierisch beste Freunde. Über Haustiere und ihre Menschen

Über Haustiere und ihre Menschen

Deutsches Hygiene-Museum Dresden
28.10.2017 – 01.07.2018

Hund oder Katze? Fisch oder Vogel? Oder doch lieber Spinne oder Echse? All diese Tiere sind, mehr oder weniger domes­tiziert, beliebte Haustiere der Men­schen. Das Ver­hält­nis von Tier und Men­sch ist nicht nur nicht ein­seit­ig, son­dern schon außeror­dentlich lang und inten­siv. Die Ausstel­lung ver­sucht die evo­lu­tionären, sozi­ol­o­gis­chen und kul­turellen Entwick­lun­gen dieser beson­deren Men­sch-Tier-Beziehung in ein­er facetten­re­ichen Erzäh­lung und durch viele kün­st­lerische Posi­tio­nen zu erforschen.

Die große Her­aus­forderung liegt darin, klas­sis­che Tier­prä­parate, Dinge des All­t­ags und mod­erne Kun­st­gat­tun­gen kura­torisch und inszena­torisch so zu vere­inen, dass ein emo­tionales, inter­ak­tives und sin­ngeben­des Erleb­nis daraus wird. 

Raum 1

Unsere Ausstel­lungsszenografie über­set­zt diese beson­dere Fre­und­schaft in drei große The­men­räu­men mit drei ver­schiede­nen Gestal­tungsan­sätzen. Spek­takulär ste­hen sich Topoi aus Wild­nis und Haus gegenüber. Es wächst aus einem überdi­men­sion­alen Tep­pich mit Tier­spuren ein gigan­tis­ch­er Felsen – ein Leben­sraum-Syn­onym. Er ist Sym­bol für die Ter­rarien und Käfige, in denen wir unsere Haustiere hal­ten und zudem ein Zeichen für deren Ursprung­sort, sozusagen die Wild­nis, aus der die Haustiere entstammen. 

Während man sich durch den Ausstel­lungsraum bewegt, was die panora­maar­tig ange­bracht­en Ausstel­lung­s­texte und Exponate an den Wän­den, die den Felsen umgeben­den, befördern, präsen­tieren sich viele ver­schiedene Sym­bole, die zuvor in der kün­st­lerischen Instal­la­tion im Ver­bor­ge­nen lagen.

Raum 2

Tier­sil­hou­et­ten in Pos­i­tiv- und Neg­a­tiv­for­men begleit­en den Besuchen­den durch den näch­sten Raum durch einen emo­tionalen Par­cours, der die men­schliche Auf­fas­sung vom Tier über den Men­schen wider­spiegelt. Die großen Sil­hou­et­ten­wände gliedern den Raum, klam­mern die het­ero­ge­nen Exponate und bilden kleinere Kabi­nette. Durch die starke Farb­dra­maturgie wird der Besuchende in die Tiefe gezo­gen. Die leuch­t­en­den Far­ben, das Rot, Blau, Vio­lett erzeu­gen ein Flir­ren und sig­nal­isieren Lebendigkeit, Freude, starke Emo­tion­al­ität, aber auch Unter­schiedlichkeit und Verän­derung. Kün­st­lerisch erzeugt der Raum somit ein emo­tionales Überlagerungsspiel.

Raum 3

Als Schlusspunkt der große Per­spek­tivwech­sel: Das Aquar­i­um, der Käfig und die Woh­nung aus Sicht der Tiere! Der Besuchende wird auf­grund von über­pro­por­tion­ierten Käfi­gen mit­tig des Raumes auf Tier­größe skaliert. Man ste­ht in einem foto­re­al­is­tis­chen Vogelkä­fig und erlebt seine Umwelt wie ein Wellen­sit­tich. Man betritt ein Aquar­i­um, blickt durch eine Vir­tu­al-Real­i­ty-Brille und sieht, wie ein Fisch seine Umge­bung wahrn­immt, während die Besuchen­den außer­halb des Käfigs an das Aquar­ien­glas klopfen. Ein weit­er­er Raum beschreibt Men­schen, die gle­ich­berechtigt mit Hasen leben und ihre Woh­nung den Bedürfnis­sen ihres Tieres angepasst haben. Es geht nicht immer nur schön, süß und kusche­lig zu, son­dern oft auch wenig art­gerecht, öde und bru­tal. Es geht um ethis­che Fra­gen: Dür­fen wir und kön­nen wir eigentlich Tiere hal­ten? Welche Rechte haben Tiere? Wie gle­ich­berechtigt sind sie denn eigentlich? Das Zurück­treten der Szenografie ver­stärkt eine größt­mögliche Inter­ak­tion zwis­chen den Besuch­ern hin zu einem par­tizipa­tiv­en Prozess. Die Men­schen in den Käfi­gen wer­den beobachtet, beobacht­en sich gegen­seit­ig, beobacht­en die anderen Besuch­er und reflek­tieren darüber ihre Hal­tung zu klas­sis­chen Rol­len­bildern – Men­sch als Besitzer und Hausti­er als Eigen­tum. Es geht nicht immer nur schön, süß und kusche­lig zu, son­dern oft auch wenig art­gerecht, öde und brutal.

Raum 4

Mit klas­sis­chen Rol­len­bildern – Men­sch als Besitzer und Hausti­er als Eigen­tum – wird im let­zten Raum radikal gebrochen, da der Besuchende einem ständi­gen Per­spek­tivwech­sel unter­wor­fen wird. Zeit­genös­sis­che Kunst­werke rah­men das Käfig-Exponat und bieten Freiraum, das Erlebte über kün­st­lerische Werke zu reflektieren.

Die Ausstel­lung wen­det sich an alle Alters­grup­pen, hat aber zusät­zlich eine par­al­lel ver­laufende, aktiv gestal­tete Kinder­spur, die betreut und mit einem extra Book­let begleit­et wird. Die Kinder ler­nen dabei etwas über die Eigen­schaften, Bedürfnisse und die Hal­tung von Tieren, wobei sie Entschei­dun­gen, die sie über Fragezettel zu tre­f­fen haben, immer wieder über­prüfen müssen. 

Es gibt zahlre­iche Sta­tio­nen – mul­ti­sen­sorisch, medi­al, aktiv und inter­ak­tiv (AR- und VR-Anwen­dun­gen) –, die alle Besuchen­den ansprechen sollen. Par­tizipa­tive Prozesse sind erfol­gre­ich in die Erar­beitung des Ausstel­lungskonzeptes einge­flossen, in dem das Simulieren und Nachvol­lziehen von Forschungsaspek­ten und wis­senschaftlichen Stu­di­en zu einem wichti­gen päd­a­gogis­chen The­ma gemacht wurde. Auch der Per­spek­tivwech­sel Hausti­er – Men­sch ist ein trans­for­ma­tiv­er Bil­dungsansatz. Erre­icht wurde dabei eine große, mul­ti­per­spek­tivisch angelegte Abwech­slung zwis­chen Medi­enein­heit­en, Kunst­werken, wis­senschaftlichen Exponaten. 

Szenografie
chezweitz GmbH, museale und urbane Szenografie, Berlin Sonja Beeck, Detlef Weitz,
Ines Linder mit Britta Biehn, Samuel Perea Diaz
Ausstellungsgrafik
chezweitz GmbH, Johannes Bögle mit Edgar Kandratian, Marco Pelz, Sandra Weber
Direktor DHMD
Klaus Vogel
Stellvertretende Direktorin DHMD
Gisela Staupe
KuratorIn
Viktoria Krason, Christoph Willmitzer (DHMD)
Gestaltung Teppich
Detlef Weitz, Karl Frederik Scholz
Wissenschaftliche Mitarbeit
Philipp Bürger (DHMD)
Ausstellungsbau
Büchner Möbel GmbH, Reichenbach ADUNIC Deutschland GmbH, Berlin Malerfachbetrieb Jämlich, Gornau Glück Raumausstattung, Dresden Werkstätten des deutschen Hygiene-Museums Dresden
Grafikproduktion
Veit Pätzug, Gabriele Radde (DHMD), Pigmentpol Sachsen GmbH
Licht- und Medientechnik
Kay Jansen, Matthias Wächter, Paul Göschel
Interaktive Installation
Schnellebuntebilder & kling klang klong
Fotos
David Brandt,
chezweitz