Juden 45|90 –
Von ganz weit weg
Juden 45|90 –
Von ganz weit weg
Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
Der zweite Teil der Ausstellungsfolge widmet sich der Migrationsgeschichte jüdischer Einwanderer aus der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten.
Am 9. Januar 1991 beschloss die erste gesamtdeutsche Ministerpräsidentenkonferenz, russischsprachige Jüdinnen und Juden im Rahmen des „Gesetzes über Maßnahmen für im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen aufgenommene Flüchtlinge“ als sogenannte Kontingentflüchtlinge aufzunehmen. Der Zuzug aus der Sowjetunion wurde anfangs sowohl von der Politik als auch von den Medien positiv aufgenommen. Seitdem sind über 200.000 russischsprachige Jüdinnen und Juden nach Deutschland eingewandert. Nach Berlin und Düsseldorf verzeichnet München die dritthöchste Zuwanderung. Fast 28.000 Personen kamen nach Bayern, davon leben schätzungsweise mehr als 10.000 in München.
Die Ausstellung fragt, welche Erinnerungswelten die Einwanderer aus ihrer Herkunft mitbrachten. Eine Ebene des Jüdischen Museums München verwandelt sich dafür in ein „Ost-jüdisches Museum“. Zahlreiche Migrantinnen und Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion folgten dem Aufruf, ihre persönlichen Erinnerungen und Geschichten öffentlich zu teilen. 23 heutige Münchnerinnen und Münchner verknüpften jeweils ein mitgebrachtes Objekt mit individuellen, oft sehr persönlichen Erinnerungen. Darüber hinaus erzählten sie von ihrem Migrationsweg und gaben Einblick in ihre Perspektiven auf Auswanderung, Jüdischsein, Identität und Heimat.
Ergänzt werden diese Erinnerungen – von Riga bis Taschkent – durch ausgewählte Stücke aus der Sammlung von Julius Genss (1887 – 1957) aus Tartu, einem der bedeutendsten Sammler jüdischer Kunst in Estland vor dem Zweiten Weltkrieg. Seine Enkelin Julia Gens reiste 1991 mit ihrem Ehemann zunächst mit einem Touristenvisum nach Berlin und später nach München. Sie konnte einige Fragmente der von den Nationalsozialisten zerstörten Kunstsammlung und Bibliothek ihres Großvaters retten und mit nach Deutschland bringen.
Auf einer zweiten Ausstellungsebene werden die Wege der Einwanderer in ihre neue Heimat nachgezeichnet. Der Migrationsprozess aus der ehemaligen Sowjetunion nach München wird begleitet von autobiografischen Texten der Autorin Lena Gorelik, die 1992 aus Sankt Petersburg nach Deutschland kam und heute in München lebt.
Katalog
Der reich bebilderte Katalog zur Ausstellung beleuchtet die jüdische Einwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion aus vielfältigen Perspektiven. Neben einem persönlichen Essay der Schriftstellerin Lena Gorelik, in dem sie von ihrer eigenen Migrationserfahrung berichtet, kommen 23 weitere Personen zu Wort. Anhand mitgebrachter Objekte aus ihrer einstigen Heimat erzählen sie von ihrer Auswanderung und ihrem Leben in Deutschland.
Ein besonderes Augenmerk gilt der Kunstsammlung des estnischen Bibliophilen Julius Gens. Fragmente dieser Sammlung, die seine Enkeltochter einst von Tallinn nach München brachte, werden im Katalog ausführlich gewürdigt.
chezweitz & Partner,
Detlef Weitz mit
Harald Niessner, Toto Winarni
Jutta Fleckenstein
Piritta Kleiner
Luisa Krüger
Franz Kimmel